Am 13. Mai 1787 segelte
Phillip von Portsmouth aus mit der Ersten Flotte los. Auf den insgesamt
elf Schiffen befanden sich 759 Straftäter (568 Männer und 191 Frauen),
13 Kinder der Verurteilten, 211 Marineinfanteristen und Offiziere, die für
die Bewachung der Straftäter abgestellt waren, 46 Ehefrauen und Kinder von
Mitgliedern der Schiffsbesatzung und die Verwaltungscrew von Phillip, die
sich aus neun Personen zusammensetzte. Phillip traf am 18. Januar 1788 in
Botany Bay ein. Er erachtete Botany Bay als ungünstigen Platz und segelte
in nördlicher Richtung nach Port Jackson, das von Cook zwar auf den Karten
eingezeichnet, aber nicht näher erkundet worden war. Phillip fand hier
einen der besten natürlichen Häfen der Welt vor. Am 26. Januar, dem Datum,
an dem heute der Australien-Tag gefeiert wird, wurde die erste dauerhafte
europäische Siedlung im weit ins Landesinnere reichenden Teil von Port
Jackson in Australien errichtet und nach dem britischen Innenminister Lord
Sydney, der für die Kolonisierungspläne verantwortlich war, auf den Namen
Sydney getauft. Das Hoheitsgebiet von Phillip bedeckte die Hälfte von
Australien, doch standen ihm nur in begrenztem Maß menschliche
Arbeitskräfte zur Verfügung. Nur durch die Ankunft der Zweiten Flotte 1790
konnte die junge Kolonie vor einem vollständigen Fehlschlag und dem
raschen Untergang bewahrt werden. Die größte Sorge von Phillip blieb bis
zu seiner Abreise 1792 die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die kleine
Strafkolonie, um die er immer wieder ganz allein kämpfen musste. Sein
Lösungsvorschlag für diese Misere bestand in der Schaffung einer
autoritären Struktur, die über die Anfangszeit der Kolonisierung hinweg
Bestand hatte.
Phillip und andere Gouverneure der Anfangszeit der australischen
Siedlungsgeschichte sahen sich mit drei Hauptschwierigkeiten konfrontiert,
die aus der Beschaffung von ausreichenden Nahrungsmitteln, der Entwicklung
eines internen Wirtschafts-systems und der Erzeugung von Exportwaren als
Zahlungsmittel für die eingeführten Güter aus Großbritannien bestanden.
Die sandhaltigen Böden um Sydney waren für eine landwirtschaftliche
Nutzung ungeeignet, und in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts
herrschte dauernde Lebensmittelknappheit in der Kolonie. Phillip ließ in
den fruchtbareren Uferregionen des Hawkesbury, einige wenige Kilometer
nordwestlich von Sydney, Farmen errichten. Diese Landstriche wurden häufig
überflutet und auch von den Aborigines genutzt. Dadurch wurde die
Feindschaft der beiden Parteien noch weiter angeheizt, und durch die
mangelnde Zusammenarbeit mit den Aborigines konnten die Siedler bis auf
Kängurus und Fisch keinerlei andere einheimische Nahrungsquellen
erschließen. Nahrungsmittelvorräte stammten demzufolge vor allem von der
fast 1 600 Kilometer entfernten Norfolk-Insel, die Phillip im Februar 1788
für Großbritannien in Besitz genommen hatte. Die Insel diente denjenigen
Sträflingen als Gefängnis, die die nach 1825 in der Kolonie herrschenden
Gesetze gebrochen hatten. |