Aktualisierung: 19. Oktober 2005

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About Australia Presse

9. Mai 2005


Rohrstoffindustrie erlebt einen Boom
 

Eisenerzmine bei Tom Price, WA

Die ungebremste Nachfrage nach Ressourcen in China hat in der australischen Rohstoffindustrie einen seit Jahren nicht mehr gesehenen Wachstumsschub ausgelöst. Dem-entsprechend ziehen die Preise an.

Es ist nicht einfach, mitten in der westaustralischen Wüste zu leben. Glühende Hitze am Tag, beissende Kälte in der Nacht, wenig Infrastruktur, Langeweile, Millionen von Fliegen. Trotzdem reisen hunderte Australier aus dem Osten des Landes in die isolierten Gegenden des Westens, um ihr Glück zu finden. Eine Arbeitsstelle in einer der vielen Minen kann einen Mann – und immer häufiger auch eine Frau – innert relativ kurzer Zeit ziemlichen Wohlstand bringen. Die Zahl neuer Minenprojekte wächst laufend. Der Arbeitsmarkt aber ist derart ausgetrocknet, dass selbst die einfachsten «Jobs» mit Gehältern entlöhnt werden, von denen man in anderen Industrien nur träumen kann.

Wachsende Mittelschicht
Der Grund für den Boom in der australischen Bergbauindustrie liegt tausende von Kilometern entfernt - in China. Dort lechzt eine rapide wachsende Mittelschicht buchstäblich nach Konsumgütern. Ob Waschmaschinen, Klimaanlagen oder Autos: australische Rohstoffe finden sich in fast allen Produkten. Als einer der weltweit führenden Förderer von Basis- und Edelmetallen, von Kohle, Gas, Erdöl und Mineralsand, kann Australien fast alle Stoffe anbieten, die China braucht. Für einmal ist auch die isolierte geografische Lage des Antipodenkontinents ein Plus. China liegt in Asien, und damit quasi vor der Haustüre Australiens. Entsprechend tief sind die Transportkosten; deutlich niedriger jedenfalls, als wenn Frachtschiffe die Rohstoffe aus entfernteren Weltgegenden wie Südafrika oder Südamerika holen müssten.

Rohstoffe weiter wichtig
Australien lebt zu einem wesentlichen Teil vom Export. Der Gesamtwert der ausgeführten Waren und Dienstleistungen lag im Jahr 2003 bei rund 120 Mrd. US-Dollar. Gingen früher fast alle Produkte ins ehemalige «Mutterland» Grossbritannien, sind heute die Vereinigten Staaten und die Länder Asiens die wichtigsten Abnehmer. Obwohl in den letzten Jahren der Verkauf von Dienstleistungen in der Handelsbilanz an Bedeutung gewonnen hat, ist die Ausfuhr von Rohstoffen nach wie vor eine der wichtigsten Quellen von Exporteinkommen. Die rapide steigenden Nachfrage nach Ressourcen jeder Art hat in der Rohstoffindustrie einen seit Jahren nicht mehr gesehenen Wachstumsschub ausgelöst. Fanden sich als Folge der asiatischen Finanzkrise in den neunziger Jahren viele Ressourcenunternehmen in einer Senke, hauchte ihnen der China-Boom neues Leben ein. Nicht nur kleinere Firmen, sondern vor allem die Giganten der Industrie – BHP Billiton und Rio Tinto - investieren Milliarden Dollar in Projekte, um die Nachfrage befriedigen zu können. Rio Tinto baut derzeit für 290 Mio. US-Dollar ihre Eisenerzminen in der Wüste Westaustraliens aus.

Massive Projekte
Dass solch hohe Investitionen in Eisenerzminen fliessen, erstaunt nicht. Ein Drittel der Eisenerzexporte der Welt geht derzeit nach China. Der Basisstoff für Stahl, aber auch die Kohle, mit der er geschmolzen wird, haben sich zu den Treibern der australischen Ressourcenindustrie entwickelt. Ein Teil des australischen Rohstoffs endet in der Form von Baustahl in der Nähe von Schanghai, wo massive Infrastrukturprojekte realisiert werden; unter ihnen ein Sportstadion, eine Untergrundbahn und ein Bahnhof. Obwohl die chinesische Regierung vor kurzem Massnahmen angekündigt hatte, um die Konjunktur etwas zu bremsen, ist laut Auskunft australischer Geschäftsleute wenig zu spüren von einer Abschwächung der Nachfrage. Das zeigen auch die chinesischen Handelsstatistiken: im März sind die Nettoimporte von Kupferkonzentrat um 56 Prozent gestiegen, von Aluminium um 45 und von Eisenerz um 25 Prozent.

«Verkäufermarkt»
Dieser «Verkäufermarkt» erlaubt es australischen Firmen wie BHP Billiton und Rio Tinto, die Preise weitgehend zu bestimmen. Vor kurzem meldeten sie, für Eisenerz Preiserhöhungen von 71,5 Prozent ausgehandelt zu haben. Doch die aggressiven Forderungen der Australier stossen bei den chinesischen Abnehmern immer mehr auf Widerstand, sagen Marktbeobachter. China wolle von den Australiern weniger abhängig werden und suche nach Alternativen. Eine ist Indien, für China schon heute ein wichtiger Lieferant von Eisenerz. Doch wie die meisten anderen Anbieter leiden auch indische Firmen unter dem wohl entscheidensten Wettbewerbsvorteil, den die grossen Minen in Australien haben: sie gelten als die kosteneffizientesten Rohstoffproduzenten auf dem Globus.


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