letzte Aktualisierung: 16. Mai 2004

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History Fortschritt
Fortschritt
 

Mit Lachlan Macquarie als Gouverneur in Australien (1809 bis 1821) hielt der Fortschritt Einzug in der Kolonie. Die Verbesserungen der Wirtschaft verlieh der Regierung ein höheres Maß an Stabilität. Macquarie initiierte ein umfangreiches Programm von öffentlichen Baumaßnahmen, wobei er sich die Fachkenntnisse des Exsträflings und Architekten Francis Howard Greenway beim Entwurf und Bau von Kirchen, Krankenhäusern und Regierungsgebäuden in Sydney zunutze machte. Nach dem Sieg Großbritanniens über Napoleon 1814 wuchs die Bevölkerung der Kolonie. Infolge der Ankunft von größeren Zahlen freier Siedler ergaben sich mehr und mehr Ansprüche auf landwirtschaftlich nutzbares Land, auf dem die zunehmende Zahl von Sträflingen als Arbeiter tätig sein konnte.

Trotzdem war diese Zeit auch von wachsenden Spannungen innerhalb von New South Wales geprägt. Sträflinge, die ihr Strafmaß vollständig abgesessen hatten oder infolge guter Führung frühzeitig entlassen wurden, wollten ebenfalls Land und damit auch eine eigene Existenzgrundlage mit neuen Chancen. Sie wurden unter der Bezeichnung Emanzipisten bekannt, und ihre Anführer forderten mehr Rechte für frühere Häftlinge. Die freien Siedler und ehemaligen Angehörigen des Corps, die mittlerweile als Farmer tätig waren, vertraten jedoch weiterhin die Ansicht, dass Gesetzesbrecher auch nach der rechtmäßigen Vollendung ihrer Haftstrafe nicht als gleichwertig behandelt werden sollten. Anhänger dieser Gruppe wurden als Exklusivisten bezeichnet. Macquarie tendierte ebenso wie damals Bligh dazu, die Forderungen der Emanzipisten anzuerkennen. Er gestand ihnen Eigentumsrechte zu und verlieh einigen Exhäftlingen untergeordnete Amtspositionen. Infolgedessen wurden die Gegner dieser Handhabung sowohl dem Gouverneur als auch den Emanzipisten gegenüber misstrauisch.

Die Regierung von Macquarie war kostenaufwendig, und der größte Teil der daraus hervorgehenden finanziellen Last musste vom britischen Finanzministerium getragen werden. Die strafrechtliche Ahndung von Gesetzesverstößen durch die Entsendung der Verurteilten in die Überseekolonie schien die Zahl der Straffälligen nicht zu vermindern, und viele Menschen fragten sich, ob New South Wales wirklich die richtige Lösung für das britische Kriminalitätsproblem sei. Außerdem war man innerhalb der britischen Regierung auch wegen der proemanzipistischen Politik von Macquarie besorgt. 1819 entsandte die britische Kolonialbehörde den Richter John Thomas Bigge nach Australien, um die Verwaltung Macquaries näher zu untersuchen und dem britischen Mutterland Bericht zu erstatten. Bigge empfohl die Senkung der Ausgaben für die Kolonie, sprach sich aber für den Fortbestand von New South Wales als Strafkolonie aus. Darüber hinaus erkannte er auch die zunehmende Bedeutung Australiens für das britische Reich als neue Heimat für freie Siedler und machte die Bezeichnung Australien für den südlichen Kontinent populär. Die Untersuchung durch Bigges hatte die offizielle Unterstützung der Migration von wohlhabenderen Siedlern zur Folge, die großzügige Landschenkungen erhielten. Darüber hinaus führte sie auch zu einer bedeutenden Veränderung der Verfassung von New South Wales. Infolge eines parlamentarischen Erlasses aus dem Jahr 1823 wurde die nahezu uneingeschränkte Verfügungsgewalt des Gouverneurs durch die Einführung eines Legislativrates aus ernannten Mitgliedern beschränkt.

1825 wurde die einstige Inselsiedlung in Van Diemen’s Land (Tasmanien) infolge einer Exekutivanordnung der britischen Regierung zur britischen Kolonie. In Tasmanien war 1803 aus Furcht, Frankreich könne Besitzansprüche auf die Insel erheben, eine Strafkolonie errichtet worden. Schon bald danach entstanden vergleichsweise große Niederlassungen von freien Siedlern. Obwohl man versucht hatte, in der gleichen Zeit auch südlich und nördlich von Sydney Siedlungen zu errichten, u. a. auch in Newcastle (1804 gegründet), dem Vorposten der Strafkolonie, war bis zu den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts nur in Van Diemen’s Land eine große, dauerhafte Siedlung entstanden. Während der zwanziger Jahre ging die Besiedlung jedoch immer rascher vonstatten. 1825 wurde die Westgrenze des von den Briten beanspruchten Hoheitsgebiets in westlicher Richtung bis zum 129. Längenkreis abermals aus Angst vor einer möglichen französischen Intervention vorverlegt, und in der nördlichen Region Bathurst wurde eine Siedlung errichtet. 1827 trieb Edmund Lockyer die dauerhafte Besiedlung von Albany in Western Australia voran, und Großbritannien beanspruchte den gesamten australischen Kontinent im Namen der Krone.

Gregory Blaxland und William Charles Wentworth erschlossen 1813 etwa 80 bis 120 Kilometer westlich von Sydney die Route durch die Blue Mountains und leiteten damit die nach Westen drängende Besiedlung von New South Wales ein. Zusammen mit den nach Süden führenden Trecks von Andrew Hamilton Hume und William Hovell (1824) sowie von Major Thomas Mitchell (1836) beschleunigten die Erkundungsfahrten von Blaxland und Wentworth diesen Vorstoß, bei dem große Viehherden auf weiter im Inland gelegene Weideflächen getrieben wurden. Bis 1829 war ein bogenförmiger Streifen von etwa 300 Kilometern Breite um Sydney besiedelt worden und hatte den Namen Nineteen Counties erhalten. Die Kolonialregierung zeigte sich jedoch angesichts der raschen Verteilung der Viehzücher besorgt, die als Squatter (illegale Siedler) bezeichnet wurden, da sie lieber Lizenzen zum „Besetzen" des gewünschten Landes erwarben, als es zu kaufen. Aus Angst, die Kontrolle über die Siedlungsfläche zu verlieren, riet die Regierung von der Besiedlung jenseits der Nineteen Counties ab. Diese Versuche schlugen jedoch fehl, u.a. aufgrund des steigenden Bedarfs an Wolle der britischen Textilspinnereien.

Zwischen den späten zwanziger und den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts erfuhr Australien starke Umwälzungen, die die Grundlage für die heutige Gesellschaft schufen. Dazu gehörte auch die Bildung von vier der insgesamt sechs Kolonien, die zwischen 1829 und 1859 entstanden, und die zu einem späteren Zeitpunkt zu den australischen Bundesstaaten wurden, ferner das weitere Vordringen von Schaf- und Rinderzüchtern ins Landesinnere und die Entdeckung von Gold und anderen wertvollen Mineralen.

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