Tagebuch vom 5./6. Mai 2000  | 
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        Ueber den Gulf-Savannah 
        Track wollen wir heute Richtung Queensland fahren. In Mataranka 
        erkundigen wir uns telefonisch bei der Polizeistation der Aboriginal 
        Community von Ngukurr (bei Roper Bar) nach dem Zustand der Piste. Die 
        Strasse sei offen und passierbar – auf jeden Fall bis zum Limmen Bight 
        River Fisher Camp, meinte der Officer. Nach dem Motto "no Risk – no Fun" 
        machen wir uns also über den Roper Hwy auf den Weg. Beim Store in Roper 
        Bar erkundigen wir uns nochmals. Bis um Limmen Bight River wird’s wohl 
        schon gehen, teilt uns die Besitzerin des Ladens mit. Einmal mehr sind 
        wir hier wieder froh über den 180-Liter Tank unseres Fahrzeuges – nach 
        einem Buschbrand irgendwo zwischen Mataranka und Roper Bar ist die 
        Stromversorgung ausgefallen und somit das Tanken nicht möglich. Zum 
        Glück haben wir in Mataranka bereits getankt, und somit sollten die 400 
        Kilometer bis Borroloola kein Problem sein. 
        Der Track ist in 
        relativ gutem Zustand und wechselt immer wieder zwischen Sand- und 
        Schotterpiste. Entlang von Lagunen liegt der Wasserstand zum Teil bis 
        auf Höhe der Radnaben, was aber für die Weiterfahrt kein Problem 
        darstellt. Die Landschaft um uns herum steht nach den ausgiebigen 
        Niederschlägen der letzten Wochen in voller Blüte. Bei einem Wasserloch 
        will ich Sabine eine Dusche ersparen und weiche ein wenig nach links aus. 
        Leider mit zuwenig Speed und Platypus sinkt bis zum Bodenblech im Morast 
        ein und wir stecken fest. Schaufeln ist zu mühsam, da der aufgeweichte 
        Boden schwer wie Blei ist. Somit hängen wir die Winde an einen Baum und 
        können uns schliesslich aus dem Schlamassel befreien. Dabei habe ich die 
        Winde bedient und Sabine hat sich das erste, letzte und somit auch das 
        einzige Mal ans Steuer gesetzt – noch heute erzählt sie jedermann, dass 
        es die subtilen Fahrkünste einer Frau gebraucht hat um den Wagen wieder 
        frei zu bekommen! 
        Ohne Probleme erreichen 
        wir den Little Towns River. Am anderen Ufer steht ebenfalls ein Fahrzeug 
        und um dieses nicht unnötig aufhalten zu müssen, fahre ich direkt durch 
        die Furt – bis uns auf einen Schlag das Blut in den Adern gefriert. 
        Obwohl die Furt nur 6 Meter breit ist, taucht Platypus immer mehr und 
        das Wasser schlägt uns über die Motorhaube hinweg mit voller Wucht an 
        die Windschutzscheibe. Noch bevor wir uns von diesem Schock erholt haben, 
        kommen wir am anderen Ufer zum stehen. Bei den Leuten des anderen 
        Fahrzeuges handelt es sich um ein junges australisches Paar, dass vor 
        drei Tagen ebenfalls versucht hat den Little Towns River zu durchqueren 
        – jedoch mit einem Trailer. Dabei wurde der leichte Anhänger in der Furt 
        weggespült und hat den Landcruiser mitgerissen. Fahrerkabine und 
        Gepäckraum sind dabei bis zur Höhe des Armaturenbretts unter Wasser 
        gestanden. Ueber 6 Stunden haben sie so festgesteckt, bis der Manager 
        des Limmen Bight Fishercamps mit seinem Truck vorbeigekommen ist und sie 
        mit der Winde aus der misslichen Lage befreit hat. Den ganzen nächsten 
        Tag haben sie dabei zugebracht, den Motor auseinander zu nehmen, zu 
        trocknen und wieder zusammen zu schrauben. Glück im Unglück: einer der 
        Gäste im Fishercamp war Automechaniker. 
        Zusammen mit dem Paar 
        fahren wir weiter an den Towns River und schlagen dort unser Camp auf. 
        Zum Nachtessen braten wir den frischen Fisch den wir uns am im Towns 
        River geangelt haben auf dem Lagerfeuer. Zuspruch findet auch das kalte 
        Bier aus dem Kühlschrank, da das Eis im Esky des Australiers natürlich 
        schon längst geschmolzen ist. 
        Am nächsten Morgen 
        wollen wir in Richtung Borroloola weiterfahren. Die Australier haben vom 
        Track die Nase voll uns fahren über Roper Bar und Mataranka zurück auf 
        den Stuart Hwy. Am Cox River ist die Weiterfahrt auf dem Gulf-Savannah 
        Track auch für uns zu Ende. Obwohl der Wasserstand nicht sehr hoch ist, 
        reisst die Strömung doch mit ziemlicher Kraft. Fischer aus dem 
        nahegelegenen Limmen Bight Fishercamp erzählen uns zudem, dass der 
        Wasserstand 20 Kilometer weiter beim Limmen Bight River noch zu hoch ist 
        und wir mindestens 3 Tage warten müssten, bis die Furt durch den Fluss 
        passiert werden kann – wenn den kein weiterer Regen fällt. Sabine ist 
        von dem Gedanken, drei Tage mit diesen zum Teil struppigen Kerlen am 
        Fluss zu sitzen und zu angeln nicht sehr erbaut – also machen wir kehrt 
        und fahren über Roper Bar und Mataranka zurück auf den Stuart Hwy. Wir 
        haben nun die Möglichkeit über den Carpentaria Hwy nach Borroloola zu 
        fahren oder über die Barkly Stock Route oder Barkly Hwy Richtung 
        Queensland was je nach Variante einen Umweg von 700 – 1000 Kilometer 
        bedeutet. Die Variante Carpentaria Hwy verwerfen wir wieder, da uns die 
        Unsicherheit wegen der vielen Flussdurchquerungen zu hoch ist und fahren 
        weiter bis Elliott am Stuart Hwy – wir sind heute 670 Kilometer gebrannt.  |