Mehr als jeder andere
Wirtschaftszweig kann die Landwirtschaft, insbesondere die Viehzucht, für sich in
Anspruch nehmen, die Erschliessung des Outbacks durch Weisse vorangetrieben zu haben.
Durch gewaltige Distanzen, trockenes Land und rauhes Klima war mit der Gründung einer
Station und Rinderzucht oft ein grosses Risiko verbunden. Nicht destotrotz gab es manchen
Pionier der aufbrach und alles hinter sich zurück liess. Jeder hat seinen Teil zur
Erschliessung des weiten Landes geleistet. Einige brachten es dabei zu Ruhm und Reichtum.
Sid Kidman galt als der unumstrittene Rinderkönig von Australien. Er
wurde 1857 in Adelaide geboren und riss mit 13 Jahren von Zuhause aus. Im Nordwesten von
New South Wales fand er Arbeit auf einer Outback-Station. Ueber die Jahre sammelte er
reiche Erfahrung als Bushmen und Viehtreiber.
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Sir Sidney Kidman (1857-1935) |
Es war in den letzen
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, als weite Landstriche des Outbacks besiedelt wurden.
Harte Bedingungen und kaum vorhandene Infrastruktur prägten den Alltag. Eine grosse
Herausforderung bestand darin, das Vieh gesund zu den Schlachthöfen der Städte zu
bringen. Kidmann's Plan war kühn wie einfach - es mussten "Ketten" von Stations
entlang der Viehtreiberrouten gegründet werden um so die Rinder, zwar langsam aber
sicher, zu den Märkten an der Küste zu bringen.
Mit 21 Jahren und einem Startkapital von 400 $ aus einer Erbschaft stieg Kidmann in den
Rinder- und Pferdehandel ein und beteiligte sich ebenfalls an Minen in Broken Hill. Durch
Geschick im Handel und Glück mit Spekulationen im Bergbau erlangte er die finanziellen
Mittel um seinen Plan umzusetzen. Er gründete Stations auf einem Gebiet von rund 170000
Quadratkilometern (ca. die Fläche des Bundesstaates Washington in den USA). Die eine
"Kette" reichte vom Gulf of Carpentaria im Norden über West-Queensland und New
South Wales nach Broken Hill und Südaustralien. Seine zweite "Kette" führte
von den Kimberleys nach Northern Territory ins Red Centre und endete ebenfalls in
Südaustralien. Das nordwestliche Gebiet von New South Wales wurde zu dieser Zeit nur
"Kidmann's Corner" genannt. Die Biografie von Kidmann ist nachzulesen im Buch
von Ion Idriess "The Cattle King". Kidmann wurde 1921 geadelt und starb 1935.
Die Durack-Family ist ein weiterer Name der eng mit der
Erschliessung des Landes und der Rinderzucht verbunden ist. Die Brüder Patrick (Patsy)
und Michael Durack erstanden in der Gegend des Cooper Creek in West-Queensland um 1860
Land und rasch folgten weitere Familienmitglieder nach. Mit der Entdeckung von neuem
Weideland in den Kimberleys kauften die Duracks im Jahr 1882 ebenfalls Land am Ord River.
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Patrick "Patsy" Durack (1834-1898) |
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Im Juni 1883 ging der grosse
Viehtrieb Richtung Westen los. Ueber 7500 Rinder zogen vom Cooper Creek, in 4 Herden
aufgeteilt, los. Was auf der Landkarte bescheidene 2500 Kilometer ausmacht, sah in der
Realität ganz anders aus. Die Herden zogen kreuz und quer von Wasserloch zu Wasserloch,
von Weide zu Weide und grosse Dürregebiete mussten umgangen werden. Während der
Regenzeit waren Flüsse während Monaten nicht passierbar und der Treck verzögerte sich.
Das Vieh starb unterwegs an Krankheiten, Schwäche und Unfällen. Nach 28 Monaten, im
September 1885 erreichten die Treiber mit einer kleinen Herde den Ord River. Es wurden 3
Stations gegründet: Argyle, Rosewood und Lissadel. Die zwei letzteren bestehen noch heute
östlich, resp. südlich des Lake Argyle.
Patsy Durack's Enkelkind Mary wurde eine bekannte Schriftstellerin. Viele ihrer
Geschichten basieren auf dem Leben in den Kimberleys. In ihrem berühmtesten Werk
"Kings in Grass Castles" beschreibt sie den grossen Cattledrive ihres
Grossvaters.
Nathanial (Nat) Buchanan galt nie als grosser
Landbesitzer wie Kidmann oder die Durack's. Seinen Ruhm holte er sich als grosser
Viehtreiber und sein Verdienst ist die Besiedlung von grossen Landstrichen im Outback.
Aufgrund seines roten Haarschopfes wurde der auch "Old Bluey" genannt. Buchanan
leitete manchen Viehtrieb durch Queensland und Northern Territory. Er war verantwortlich
für den grössten Cattledrive der vermutlich je in Australien stattgefunden hat: 20000
Rinder von Aramac in Queensland nach Glenco Station in der Nähe von Adelaide River im
Northern Territory.
1896, im Alter von 70 Jahren brach Buchanan nochmals von Sturt Creek, im Norden von WA
auf, um eine direkte Treiberroute durch die Tanami Desert nach Tennant Creek zu finden.
Man hätte so die Möglichkeit gehabt den Norden zu umgehen, der während der Regenzeit
meistens nicht passierbar war. Aufgrund fehlender Wasserstellen und Weidegründe kam eine
Stockroute durch die Tanami nicht in Frage. Buchanan ist mit ziemlicher Sicherheit
der erste Weisse, der die Tanami Desert durchquert hat.
Oft wurde Buchanan von seinem Sohn Gordon begleitet. Dieser schrieb seine Erlebnisse im
Buch "Packhorse & Waterhole" nieder. |